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Mogersdorf

Mogersdorf weist eine bewegte Geschichte auf. Zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten der Schlacht von Mogersdorf wurde 1840 das Weiße Kreuz errichtet. Hier traten am 1. August 1664 ein osmanisches und ein alliiertes christliches Heer gegeneinander an. Es soll über 10 000 Tote gegeben haben. 

Nähere Informationen dazu: 

Schlacht bei Mogersdorf – Wikipedia

1984 wurde der Friedensstein gesetzt, um der osmanischen Soldaten  zu gedenken. 

Das Denkmal befindet sich am westlichen Ortsende von Mogersdorf.

Link zu neuesten Schlachtfelderarchäologie des Bundesdenkmalamtes:

https://burgenland.orf.at/m/v2/news/stories/2911529/

Das Weiße Kreuz 


Im Jahre 1839 veranlasste Daniel Küzmics, der Prior von St. Gotthard, der vorher einige Jahre Pfarrer von Mogersdorf war und es nach seiner Zeit als Prior wieder sein sollte, zwei Hügel oberhalb der Annakapelle abzugraben. Man fand eine Menge menschlicher Gebeine. Er ließ den Fund etwa 300 Meter entfernt an der Fahrtstraße nach Jennersdorf bestatten. An der Stelle wurde ein Denkmal in Form eines Kreuzes errichtet. In Tafeln an den vier Seiten des Sockels wurden in deutscher, lateinischer, ungarischer und französischer Sprache Gedenkworte eingemeißelt:  

„Den tapferen Helden allen, die im Jahre 1664 hier gefallen, durch bewaffnete Türkenhand, kämpfend für Gott, Kaiser und Vaterland“.  

Die Einweihung fand am 26.Juli 1840, dem Tag der hl. Anna, statt. 

Am Landeskulturtag in Mogersdorf, am 26.Mai 1984, wurde ein „Friedensstein“ zum Gedenken an die Gefallenen des türkischen Heeres errichtet. Die 1,60 m hohe Stele gestaltete der burgenländischen Bildhauer Resetarits. 

Zur Enthüllung reiste der türkische Botschafter eigens aus Wien an und zeigte sich sehr gerührt von dieser Geste: „Dieser reizvollen und schönen Ortschaft des Burgenlandes wird nunmehr in der Geschichte nicht nur als ein Kriegsschauplatz, sondern auch als ein Symbol der Zivilisation gedacht.“ 


Silvia Dolmanits 




Die Annakapelle 


Wenn man von der Richtung Jennersdorf kommt, befindet sich am Ortsanfang von Mogersdorf die Annakapelle. Man erbaute sie ca. um 1670. Wer sie erbauen ließ, ist nicht bekannt. Es könnte die Familie des Karl von Trauttmansdorf, Kommandeur der Leibgarde Montecuccolis, gewesen sein, der in dieser Schlacht fiel oder die Gallerin, die damalige Besitzerin der Riegersburg, deren Mann ebenfalls unter den Gefallenen war. Die Kapelle wurde der Hl. Anna gewidmet, der man wesentliche Hilfe bei der Schlacht zusprach. Der Platz vor der Kapelle spielte im Mogersdorfer Dorfleben und auch bei kirchlichen Festen seit Jahrhunderten eine wesentliche Rolle. Die 1000-Jahrfeier von Ungarn 1886 z.B. wurde von kirchlicher Seite vom letzten Zisterzienserpriester Loskay und der Gemeinde vor der Annakapelle begangen. Das Protokoll darüber findet sich im Pfarrarchiv. Die Festzüge und die jährliche Palmprozession starten hier. Am Annatag, dem 26.Juli, wird auf diesem Platz eine Messe gefeiert, außerdem ist er eine Station des Mogersdorfer Friedensweges. Auf einer Glastafel kann man folgende Inschrift lesen: 

„Anna, Maria, wissende Frauen. Bertha von Suttner Friedensnobelpreisträgerin. Und die vielen unbekannten Frauen, die sich täglich für den Frieden einsetzen. Alljährlich am Tag der Heiligen Anna, wird in Mogersdorf dieser großen Frauen gedacht und gefeiert. Das Wissen über die Folgen der Kriege wach halten für eine Zukunft in Frieden.“ 


Silvia Dolmanits 




Mogersdorfer Dorfkirche 


Das Stift St. Gotthard stellte nach der Wiedererwerbung 1734 durch die Zisterzienser von Heiligenkreuz von 1757 bis 1900 die Pfarrer von Mogersdorf. 1775/76 wurde unter Pater Hieronymus Rössler die heutige Pfarrkirche errichtet. Die Ordenspriester waren durchwegs hochgebildet und vor und oft nach ihrem Dienst in der Pfarre in den verschiedensten Positionen im Orden, beispielsweise als Prior, Subprior, Bibliothekar und Professoren eingesetzt. Etliche waren auch schriftstellerisch tätig. Daniel Küzmics war einer von diesen äußerst aktiven Priestern. Er hat bleibende Spuren in der Kirche und in Mogersdorf hinterlassen. Er war unter anderem Professor für Theologie im Stift Heiligenkreuz, von 1835 bis1839 Pfarrer in Mogersdorf, dann bis 1846 Prior in St. Gotthard. In dieser Position veranlasste er die Errichtung des Weißen Kreuzes in Mogersdorf. 1846 kehrte er auf eigenen Wunsch als Pfarrer nach Mogersdorf zurück. Nachdem die Kirche 1841 erweitert worden war, ließ er sie 1857 auch malerisch ausgestalten. Vielleicht hat ihn der Fund der Knochen, die nun ihren Platz beim Weißen Kreuz gefunden hatten, inspiriert oder war es eine Vorleistung für die 200 Jahr-Feier der Türkenschlacht, das Hauptthema in der Kirche wurde die Schlacht von 1664. In einer Art nachbarocker Votivbilder sind Szenen aus ihr und Bilder der Hauptakteure über fast die ganze Kirchendecke dargestellt. Der General Coligny-Saligny, die Hl. Anna, Maria lesen lehrend, General Hohenlohe und der Hl. Martin, einen vor einer Maria-Immaculata knienden Priester, der zu ihr um Schutz für seine Gemeinde betet und ein Priester mit der Hostie vor Christus als Salvator sind an den Seiten über den Fenstern zu sehen. Vielleicht wurde hier Daniel Küzmics verewigt. Im dritten Joch sieht man das Gemälde der Schlacht von Josef Rösch (1912). Die Bilder an der Seite sind aber wieder aus dem Jahre 1857 und zeigen die heiligen Könige Stephan(li.) und Ladislaus(re.), dann Kaiser Leopold I.(li.) und Generalfeldmarschall Montecuccoli.(re.) Das Kuppelgewölbe über dem Altarraum ist eine offene Scheinkuppel mit einem aus dem Grabe auferstehenden Christus. Eine Besonderheit bilden die vielen Bildunterschriften in deutscher Sprache. Für diese malerische Ausstattung werden zwei Namen genannt: Girolamo Vian u. Christoph Wöhrmann. (?) 1912 übermalte man bei einer weitgehenden Erneuerung der Kirche diese Szenen. 2013/14, anlässlich einer Innenrenovierung, wurden sie wieder entdeckt und freigelegt, was der Kirche im März 2014 vom Denkmalamt die Nennung zum Denkmal des Monats brachte. 

In der Pfarrkirche befindet sich auch noch am Seitenaltar die „Maria Weinbergerin“vom Schlösselberg und in der Seitenkapelle eine Pieta (18.Jh.), die durch die Zisterzienser hierhergebracht worden sein könnte. Unter dem Hauptaltar gibt es eine Gruft, die vielleicht die letzte Ruhestätte von Daniel Küzmics ist. (In der Pfarrchronik heißt es, er habe 1868 seine letzte Ruhestätte unter seinen Pfarrkinder erhalten). 


Silvia Dolmanits 




Quelle: 

(Waltraud Hauk: Mogersdorf, Pfarrkirche zum Hl. Josef, Annakapelle, Gedächtniskapelle auf dem Schlösselberg. Kunstverlag Peda-Passau) 

Der Schlösselberg

 Auf dem Schlösselberg befindet sich eine Gedenkstätte als Mahnmal für Frieden und Völkerverständigung.

Das Museum, in einem alten Kreuzstadel untergebracht, enthält gut strukturierte Informationen zur staats- und militärhistorischen Geschichte der Schlacht von 1664.

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Der Schlösselberg




Der Schlösselberg ist 331m hoch, ein Ausläufer der Alpen und letzte Erhebung zwischen Raab und Lafnitz.1187 bestätigt Papst Urban III., den Zisterziensern seinen päpstlichen Schutz für das Kloster St. Gotthard mit dem Dorf St.Gotthard und den Grangien Mogersdorf, Weichselbaum, Jennersdorf und Potschendorf (Rosendorf). Grangien bildeten die vorherrschende Gutsform der Zisterzienser und wurden in der Regel von Laienbrüdern (Konversen) geleitet und mit Hilfe vom Klostergesinde und Lohnarbeitern bewirtschaftet. In der Neuzeit besaß das Kloster ausgedehnten Eigenbesitz am Schlösselberg, der von einem „Schlössel“ oder „Castellum“ aus bewirtschaftet wurde. Es ist anzunehmen, dass es auch eine Kapelle für die Andacht gab. Manche Quellen sprechen sogar von einer Urkirche im Mittelalter.

Die weltliche Schutzherrschaft ging 1391 auf die Söhne des Palatins Szechy über, diese griffen stark in das Klosterleben ein, bestellten den Abt und belasteten die Mönche und die Untertanen sehr. Viele Mönche verließen das Kloster und nach der verlorenen Schlacht von Mohacs wurde die Abtei befestigt und diente als Schutz gegen türkische Raubzüge.

1460 ließ der Söldnerführer Ulrich Plessnitzer einen „Tabor“ (Befestigungsanlage) in der Nähe von Sankt Gotthard errichten. Das kann nur am Schlösselberg gewesen sein. Auf einer Landkarte aus der Zeit Josef II. sieht man den „Tabor“ neben der Schlösselkapelle eingezeichnet. 1577 verwüsteten die Türken das Raabtal, plünderten die Dörfer und verschleppten Menschen. 1582 wird ein „Castellan“ von Mogersdorf am Schlösselberg erwähnt. Aufgrund der ausgezeichneten Aussicht von diesem Punkt aus konnte man rechtzeitig vor feindlichen Streifzügen warnen. 1605 wurde von Teuffenbach, dem Besatzungsoffizier, das zur Festung ausgebaute Klosters St. Gotthard, gesprengt. Ab 1650 ließen sich Einsiedler am Schlösselberg nieder. Der Kommandant der Armee des Rheinbundes, Graf von Hohenlohe, soll 1664, während der Türkenschlacht, in der Nähe von Mogersdorf ein Quartier bezogen haben, wo „ein wol gebautes closter stund“. Es spricht alles dafür, dass dies am Schlösselberg war.“ (Vgl.Rittsteuer,Von der Urpfarre bis 1900)

1734 übernahmen die Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz St. Gotthard und die dazugehörigen Besitzungen. In der Zeit wo sie Kirche und Kloster in Sankt Gotthard wieder erbauten, dürfte der Schlösselberg eine wesentliche Rolle gespielt haben. Davon zeugt auch eine Madonna, die heute in der Mogersdorfer Pfarrkirche steht. Nach dem Widmungsschreiben in der Notitia historica Abbatiae ad St. Gotthardum wurde sie von Odo Koptik, Abt von Dömölk und Regens eines Kollegs für adelige Studenten neben der Salzburger Universität, dem Abt von Heiligenkreuz und Sankt Gotthard, Robert Leeb, mit dem Wunsche übergeben, sie der Verehrung einer breiten Öffentlichkeit zu überlassen. Dem kam man nach, indem man sie in der Kapelle am Schlösselberg aufstellte, wo sie im 18. und 19. Jahrhundert als „Maria Weinbergerin“ Wallfahrtsziel für viele Pilger aus Ungarn war. Der Name war den Weingärten der Zisterzienser am Schlösselberg geschuldet. Odo Koptik hatte sie vorher vom Rektor der Salzburger Universität, Gregorius Horner, erhalten und die Madonna jahrelang in seiner Zelle verehrt. Die Wallfahrt wurde später von St. Gotthard aus betreut.

Ab 1741 gibt es Aufzeichnungen über Eremiten, die am Schlösselberg lebten. Zunächst wird ein Bruder Cajetan Altmann, ehemaliger Glasergeselle, der beim Wiederaufbau von St. Gotthard mitarbeitete, genannt. 1753 kam Bruder Franz Bayer aus St. Martin a.d.R., er betreute Dömölk und Oberlimbach, kehrte 1759 auf den Schlösselberg zurück, wo er starb. Die Einsiedler errichteten auch Kreuzwegstationen, wo sie täglich Andachten hielten. Eine Reihe von Patres hatte in der Folgezeit den Wunsch, in der Schlösselkapelle begraben zu werden. Der Bedeutendste war der Prior und Administrator von St.Gotthard P. Daniel Scheuring. Er war auch Subprior und Prior in Heiligenkreuz. Er starb am 13. August 1741 nach einem Blitzeinschlag in seiner Zelle. Ebenfalls hier begraben war auch P. Augustin Hiller. Er betreute von 1735 bis zu seinem Tode 1752 von St. Gotthard aus an Wallfahrtstagen die Pilger, die zur Schlösselkapelle kamen. 1758 starb in Sankt Gotthard P. Nikolaus Fronhofer, der ebenfalls in der Gruft am Schlösselberg seine Ruhestätte fand. Eine größere Restaurierung der Kapelle erfolgte zur Zeit von Prior P. Andreas Prindlmayer, der außerdem eine Kastanienallee und eine parkähnliche Anlage anlegen ließ.

Nachdem 1878 St.Gotthard dem Stift Heiligenkreuz entzogen und mit Zircz vereinigt wurde, war der letzte Zisterzienserpriester in Mogersdorf Pater Benedikt Loskay. 1897 wurde die Schlösselkapelle neugotisch umgestaltet.

Am 5. und 6. April 1945 fiel die Kapelle und das Wirtschafts-und Wohngebäude dem heftigen Abwehrkampf der deutschen Truppen zum Opfer. Vom Schlösselberg aus beschoß die deutsche Artillerie die Russen in Windischdorf an der gegenüberliegenden Seite des Raabtales. Man konnte zwar einige Panzer außer Gefecht setzen, aber die Antwort von der russischen Seite war auf den Turm der Kapelle gerichtet. Übrig blieb in dem Trümmerfeld unversehrt die Weinbergmadonna. In der Barockzeit wäre dies als Wunder vom Schlösselberg gefeiert worden, aber in den letzten Kriegstagen hatte man andere Sorgen und am 11. April war der Schlösselberg von den Russen besetzt.

Nahezu 20 Jahre waren die Ruinen ein Abenteuerspielplatz für die Mogersdorfer Dorfjugend. Es war spannend sich ein Stück ins verfallene Kellergewölbe des Meierhofes vorzuwagen, sich gruselige Geschichten über spukende Mönche und den unterirdischen Gang zum Kloster nach St. Gotthard zu erzählen. Der darunterliegende Schlösselwald bot jede Nacht die Endstation für den„Ewigen Jäger“. Das war die Strafe dafür, weil dieser die nächtliche Jagd mit seinen Freunden zwischen Saubach und Schlösselberg dem Ausharren am Sterbebett seines Vaters vorzog. Nach einem Fluch des Sterbenden muss er nun für die Ewigkeit von Mitternacht bis1.00 Uhr früh diese Jagd mit Hunden und Gefährten wiederholen. Der Schlösselberg ist der Platz für romantische Treffen, Lagerfeuer und nächtliche Lesungen und man findet dort auch einige Stationen des Friedensweges. Er ist ein mystischer Platz, Wetterscheide und hat auch schon Minitornados erlebt.

1964 errichtete man anlässlich des 300-Jahr Jubiläums der Türkenschlacht von Mogersdorf 1664 auf dem Schlösselberg eine Erinnerungsstätte. Nach den Plänen des Architekten Ottokar Uhl gestaltete man aus den Grundmauern der zerstörten Kapelle ein weißes Gebäude mit Glasdach. Daneben entstand ein 15 Meter hohes Kreuz, das wohl auch als ein Symbol des vereinten, westlichen Europas gegen den, damals noch vorhandenen, Eisernen Vorhang dienen sollte. In den Ansprachen zur Feier war der Friedensgedanke ein zentrales Thema.

Von 1965 bis 1976 befand sich der „Liebfrauenaltar“ von Herbert Boeckl in der neuen Schlösselkapelle, davor stand auf einer Säule die „Maria Weinbergerin“, die man aus ihrem Exil im Stift Rein geholt und restauriert hatte. Als 1976 der Boecklaltar gegen ein Altarbild von Rudolf Kedl ausgetauscht wurde, fand die Madonna ihren Platz am Seitenaltar der Pfarrkirche Mogersdorf.


Silvia Dolmanits, BA, MSc


Quellen:


Brunner,Karl: Die historische Entwicklung; Die Zeit der Stiftherrschaft St. Gotthard bis zur Türkenschlacht. In 800 Jahre Mogersdorf. (1987)

Rittsteuer,Josef: Von der Urpfarre bis 1900. In 800 Jahre Mogersdorf. (1987)

Tüskes, Gabor, Knapp,Eva: Frömmigkeit zwischen Aufklärung zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung. Eine personengeschichtliche Untersuchung. In: Das achtzehnte Jahrhundert und Österreich. Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft der Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts. 8.Bd. Wien:WUV-Universitätsverlag (1984)

Friedensweg Mogersdorf

Der Friedensweg bietet die Möglichkeit, sich auf geschichtlichem Boden mit dem Thema Frieden auseinanderzusetzen.

https://www.bergfex.at/sommer/burgenland/touren/themenweg/37676,friedensweg-mogersdorf/

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